Dienstag, 12. April 2016

Bündnis zu Gast in Linz


„Die Stadt muss ihre Identität bewahren“

Was haben Linz, Hamburg, Amsterdam und Dachau gemeinsam? Industriebrachen, die eine Zweitverwertung erfordern. Das Beispiel “Tabakfabrik Linz” könnte für Dachau Pate stehen.

Linz, die Hauptstadt von Oberösterreich mit etwa 200.000 Einwohnern, gilt gemeinhin als unschöne Industriestadt, schmutzig und in die Jahre gekommen. Seit sie 2009 Kulturhauptstadt Europas gewesen ist, gibt es mächtige Anstrengungen das Image der Schmuddeligkeit abzustreifen. Seither sind in Linz Leuchtturmprojekte wie das Ars Elektronica Center, das Lentos-Museum und die Tabakfabrik Linz entstanden

Rückblick

1929 wurde die Tabakfabrik vom Stararchitekten Peter Behrens – einem der Mitbegründer des Deutschen Werkbundes – in der Tradition der Neuen Sachlichkeit im Auftrag Österreichs errichtet. Fast 40.000 Quadratmeter Fläche mit Industrieanlagen in einem Gesamtkonzept, von den Fließen und Beschriftungen der Flure und Türen bis hin zum 226 Meter langen, leicht geschwungenen Hauptgebäude, einer Stahlskelettkonstruktion, deren Säulenhallen den Eindruck der Unendlichkeit vermitteln.



Was Oberösterreich bewegt haben mag den profitablen Betrieb 1997 zu privatisieren, ist vom heutigen Zeitpunkt aus nicht mehr nachzuvollziehen. Unverzeihlicher Zeitgeist. Die Quittung folgte postwendend: Weiterverkauf der Fabrik von der ÖIAG an die Gallaher Group, die 2007 von der Japan Tobacco International übernommen wurde, und schließlich die Schließung des Werkes 2009 wegen angeblicher Unrentabilität trotz schwarzer Zahlen. Parallelen zur jüngeren Geschichte des Dachauer MD Geländes sind offensichtlich.

2010 hat sich die Stadt Linz eines Besseren besonnen, für über 14 Millionen Euro das Areal von der JTI übernommen und zum Gebiet der Stadtentwicklung erklärt. Die Tabakfabrik Linz Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH hat den Auftrag den Standort zu einem Kreativ-Areal umzugestalten und zu einem Zentrum der oberösterreichischen Kreativwirtschaft zu führen. In einem Zeitraum von 25 Jahren sollen sich die Investitionen (Kauf und Sanierung liegen derzeit bei gut 20 mio Euro) amortisieren.


Geschäftsführer der Tabakfabrik Linz, Markus Eidenberger


Bereits heute arbeiten auf dem Areal der Tabakfabrik wieder mehr als 300 Personen und damit etwa so viele wie vor der Schließung des Werkes. Dabei sind von den Gebäuden derzeit nur etwa ein Drittel saniert und wiederbelegt.

Zukunft

Der Erfolg kann sich sehen lassen: die neue Tabakfabrik wird an seiner Nordseite einen eigenen Trambahn-Zugang (entspricht einer U-Bahn) bekommen, die Personenzahl in den Agenturen und Start-Ups soll bis 2020 auf eintausend ansteigen, im Umfeld siedelt sich zusätzlich neues Kreativ-Gewerbe an, das Viertel ist begehrt wie in seiner Blütezeit. Hier hat eine Stadt die richtigen Konsequenzen gezogen.

Dachauer Stadträte zu Gast bei der Tabakfabrik
 

Anfang April machten sich Bürgermeister Kai Kühnel, die Stadträte Sabine Geißler, Bernhard Sturm, Michael Eisenmann (Bündnis) und Franz Xaver Vieregg (ÜB) sowie die Bündnis Vorstände Margot Heinze-Ehrlich, Helmut Geißler und Mike Berwanger auf den Weg nach Linz, um vom Geschäftsführer der Tabakfabrik Linz, Markus Eidenberger, zu erfahren, was die Stadt Dachau mit ihrem brachliegenden MD-Gelände von Linz lernen könnte.

Das Wichtigste zuerst: Linz ist heute glücklich, das Gesicht seines Industriestandorts bewahrt zu haben. Denn „echt alt“ lässt sich nicht beliebig reproduzieren, sondern muss wachsen.

Eine geschickte Verzahnung von Denkmalschutz und moderner Architektur haben aus einer Industriebrache einen Schlüsselstandort der Kreativwirtschaft geformt.





Städte brauchen ihre gewachsene Struktur, die Menschen identifizieren sich mit ihrer Arbeit und der Geschichte ihres Heimatorts. Ein Abriss großer Areale zerstört das Gesamtbild einer Stadt. Das Beispiel der Tabakfabrik Linz zeigt, dass eine Umwidmung eines Industriestandorts zu modernen Arbeitsplätzen in bestehender Architektur möglich ist. Dies gilt auch für die ehemalige Papierfabrik MD. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die unwiederbringlich ist.

Linz, Amsterdam, Hamburg .. und bald auch Dachau.

Mittwoch, 27. Mai 2015

Gerwerbe auf dem MD Gelände


„Das MD-Gelände ist noch ein echtes Industriegebiet.
Nirgendwo in Dachau wäre es leichter, emissionsfreies, produzierendes Gewerbe anzusiedeln". 

"Während in herkömmlichen Gewerbeimmobilien Mononutzungen wie "Büro", "Einzelhandel" oder "Logistik" üblich sind, hat das MD-Gelände die Chance für einen flexibel geplanten, gemischt-genutzten Standort für Mittelständler".
Darum muss die Wohnnutzung reduziert (40%) und Gewerbenutzung stark erhöht (60%) werden.


Darum steht bei Frage 5, sind Gewerbegebiete vorzusehen, ein klares Ja!
Und Frage 6, in den Kerngebieten ist Wohnnutzung auszuschließen !

Es ist die Frage: Gewerbegebiete auf der grünen Wiese oder...

 












....ein flexibel geplantes zentrumsnahes Gelände in dem verwaltet, produziert, gelagert, repariert, gehandelt, geforscht oder auch ausgestellt wird.

MD-Gelände ca. 17 ha = etwa die Größe des südlichen Gewerbegebiets Dachau Ost.
Potentielle Gewerbesteuer ca. 10 Mio EUR / Jahr = 200 Mio. in 20 Jahren.


Wie z.B. das Carlswerk in Köln...







 


 ...oder die Tabakfabrik Linz






  • Zentrumsnahe Gewerbegebiete sind attraktiv 
  • Arbeitsplätze sind perfekt erschlossen 
  • Flächen sind attraktiv gelegen, perfekt für organisches Wachstum

ACHTUNG! Mogelpackung!
Kern- und Mischgebiete sind KEINE Gewerbegebiete!


Doch Ullmans DEG möchte Wohnbebauung. Der Bebauungsplan sieht lediglich Kern- und/oder Mischgebiete entlang der Bahnlinie vor. 


"Kerngebiete sind der Freibrief, Büroflächen in Wohnflächen umzuwandeln!"


Wohnbebauung auf dem MD-Gebiet

„Die Anwesenheit vieler Menschen bedeutet nicht, dass etwas belebt ist.“


Bauträger Ullmann (DEG) interpretiert den Wettbewerbsentwurf so:
Möglichst viel Wohnungen => möglichst hohe Bebauung.
Begründung: "Sonst rechnet es sich nicht".

59.000 m² GF Wohnungen auf dem MD-Gelände geplant.





 
Zuzüge kosten Geld:
Haushaltsbelastung: 500 EUR / pro Zuzug / Jahr = 1,5 Mio EUR / Jahr
Bei 2500 Zuzügen MD = 30 Mio. Belastung in 20 Jahren.

 

Sonntag, 17. Mai 2015

Verkehrserschließung - Was ist das ?

Bisher haben die Planer noch kein schlüssiges Konzept für die Verkehrserschließung des Geländes vorgelegt.

Um die gewünschte Verbindung zur Altstadt herzustellen ist ein verkehrsberuhigter Ausbau der Ludwig-Thoma-Straße erforderlich. Die Verlagerung des Durchgangsverkehrs auf die Straße entlang der Bahntrasse ist sonst zu gering.

Die Anbindung des Fuß- und Radverkehrs ist für die Größe des Geländes eine Farce. Es wird von den Planern allen Ernstes die Radwegerschließung entlang des Wegs an der Lärmschutzwand als "Verbindung zum bestehenden Radwegnetz" bezeichnet.

Freitag, 15. Mai 2015

Chance Kreativ-Quartier

Industriebrachen gibt es nicht nur in Dachau mit dem MD-Gelände.

 Durch den industriellen Wandel und den Strukturwandel, kam und kommt es zur Aufgabe von großflächigen industriellen Arealen. Und nicht nur bei uns stehen die Besitzer aber in besonderem Maße die betroffenen Städte und Kommunen vor schwierigen Entscheidungen.
 

Legen wir einmal zu Grunde, dass der Besitzer NICHT den einfachsten und in Boomregionen den am schnellsten gewinnbringenden Weg geht - Wohnbebbauung, möglichts hoch, möglichst dicht, möglichts teuer - öffnen sich tolle Möglichkeiten zu einer Win-win-Situation für Alle.

Wir wollen zwei Beispiele vorstellen, in denen die Verantwortlichen Marktlücken entdeckt haben und die Konversion gelungen ist.

Tabakfabrik Linz: Produzierendes Kreativ-Quartier.





Dieser, von den Betreibern des Kreativ-Quartiers "Tabakfabrik Linz" geprägte Begriff, beschreibt eine Form der Umwandlung einer Industriebrache in ein lebendiges Quartier in dem Leben, Arbeiten, Produzieren, Kreativität und Kultur miteinander funktionieren. Das produzierende Krativequartier ist ein Beweis, dass es keinen Sinn macht, mit den Mitteln von gestern (Gewerbe auf der Grünen Wiese) die Herausvorderungen von Morgen (Projektorientierte Wissensgesellschaft Der Schlüssel zum Erfolg: Mut, Kreativität und den Willen zum Experiment.
 

Carlswerk Köln: Quartiere für den Mittelstand.












Während in herkömmlichen Gewerbeimmobilien Mononutzungen wie "Büro", "Einzelhandel" oder "Logistik" üblich sind, wird in gemischt-genutzten Unternehmensimmobilien wie dem Carlswerk verwaltet, produziert, gelagert, repariert, gehandelt, geforscht oder auch ausgestellt. Überdies sind sie meist so flexibel geplant, dass sie bei Bedarf jederzeit umgerüstet oder einer neuen Nutzung zugeführt werden können.